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Orchestergemeinschaft Waldkraiburg e.V.
© Orchestergemeinschaft Waldkraiburg e. V. 2014

Die Chronik

Die ersten Jahre (von Herbert Bendel, 1966)
Wenn wir heute in der guterhaltenen Vereinschronik der Orchestergemeinschaft lesen, so finden wir, dass die Wiege der Orchestergemeinschaft dort stand, woraus sich ganz Waldkraiburg entwickelte, im Lager Pürten und im ehemaligen Rüstungsgelände (DSC-Gelände). So hieß sie denn auch zunächst nur schlicht und einfach „LagerkapeIIe”. Der Name Orchestergemeinschah entstand aber bereits Ende 1950. Diese Musikvereinigung, die seit 1947 praktisch bei jeder größeren Veranstaltung, bei allen offiziellen Anlässen der Gemeinde, bei Meilensteinen der Gemeindeentwicklung (alle Gründungsfeiern der Gemeinde) mitwirkte, ist mit der Entwicklung von Waldkraiburg in besonderem Maße verbunden. Diese Chronik der OG liest sich nicht wie eine Vereinsgeschichte, sondern eher wie eine kulturelle und kommunale Historik unserer Stadt. Das erste Auftreten der OG, damals Lagerkapelle genannt, geschah bereits 1947 bei der ersten Weihnachtsfeier, die ebenso wie 1948 von den Waldkraiburgern (damals noch Flüchtlingslager Pürten) in Anwesenheit des Staatssekretärs für das Flüchtlingswesen, Dr. Jaenicke, als Gemeinschaftsfeier begangen wurde. Am 7.4.1949 fand ein Wohltätigkeitskonzert der bereits auf 20 Mann angewachsenen Orchestergemeinschaft für die Instandsetzung der Lagerschule (eine zweiklassige Barackenschule) Pürten statt, das ein großer Erfolg werden sollte. So fand denn der damalige Stellvertreter für den Staatssekretär Dr. Jaenicke, Herr Dr. Nentwig, folgende, bemerkenswerten Sätze über dieses Konzert: “Das Konzert ging weit über das hinaus, was sonst an kulturellen Darbietungen in Flüchtlingslagern geboten wird. Es bedeutet einen ehrenvollen Markstein für Ihre hervorragende Musikkapelle. Es gibt in ganz Bayern und wahrscheinlich in der ganzen Westzone nicht ein einziges Lager, das ein solches Orchester aufweisen kann. Dies kann nur zustande kommen durch einen wirklich guten Geist des Aufbauens und des frohen Vorwärtsschreitens!“ Die kameradschaftliche Tat des Aufbauens, des Mittuens an der gemeinsamen Sache gilt damals wie heute für alle Mitglieder der OG. Bereits am 26.6.1949 fand anlässlich der Einweihung des ersten Wolfgang-Jaenicke-Wohnhauses in Anwesenheit so hervorragender Besucher wie Staatssekretär Jaenicke, höchster Ministerialbeamter und vor allem des Sohnes von Fridjof Nansen, Odd Nansen ein weiteres Festkonzert statt. Es ist unmöglich, über alle die Konzerte und über alle Mitwirkungen der Orchestergemeinschaft in den folgenden Jahren zu schreiben, weil sie die Zahl 100 weit übersteigen. Auch beschränkte sich die Teilnahme keinesfalls ausschließlich auf Waldkraiburg. Das Orchester spielte damals unter seinem einzigen musikalischen Leiter, Herbert Bendel, wenn auch in kleinerer Besetzung als heute, in den Gemeinden Aschau, Ampfing, Pürten, Oberbergkirchen, zum 25. Gründungstag des Turnvereins Töqinq, bei der Gründungsfeier des Schlesierverbandes in der Eberweinhalle in Mühldorf, ebenfalls in Mühldorf im Lankessaal zur großen Feier des BVD, wiederum in der Eberweinhalle beim Schlesiertreffen und außerdem bei vielen kleineren Veranstaltungen und festlichen Anlässen. Es ließe sich vieles aus der Vereinsgeschichte erzählen, was in unserer schnelllebigen Zeit bereits Historik geworden ist. Eines aber bleibt als vereinsgeschichtliche Tatsache bestehen: Der erste Musiker, der in Waldkraiburg überhaupt ein organisiertes Musizieren ins Leben rief, war der jetzige 2. Dirigent der Orchestergemeinschaft, Herbert Bendel, der wie schon angeführt, 1947 den Grundstein für den heutigen Bestand legte. Bendel, der sich auch heute noch für die Musik uneingeschränkt zur Verfügung stellt, ist der Initiator und Gründer der Orchestergemeinschaft neben einer stattlichen Anzahl von Angehörigen, die auch heute nach fast 20 Jahren noch aktive Mitglieder der OG sind. Mit großem Geschick, Begeisterung führte er die OG bis zum Jahre 1957. Aus zwingenden Gründen stellte Herr Bendel 1957 seine Tätigkeit als Dirigent zur Verfügung. In diesem Zusammenhange muss auch eines Mannes gedacht werden, der sich seit den ersten Tagen der Entstehung in Zusammenarbeit mit der Lagerleitung und der OG unvergessliche Verdienste erworben hat, Herrn Hans Reisegast, des ersten Schrift- und Geschäftsführers der OG. Sein Tod war ein schwerer Verlust. Seit Herbst 1957 führte Dr. med. Wenzel Lohwasser die Geschicke der OG als ihr neuer 1. Dirigent. Das Orchester wurde zahlenmäßig auf über 45 Mitglieder vergrößert, die bisher gespielte ernste und klassische Unterhaltungsmusik auf symphonisch orchestrale Musik umgestellt. Seit 1957 wurde die Zahl der kleinen Veranstaltungen, die Teilnahme an öffentlichen Anlässen, zahlenmäßig wie bisher beibehalten. Es gab praktisch kein größeres Geschehen, bei dem die OG nicht beteiligt war. Daneben wurden allein 14 große Konzert- oder Symphonieabende mit Solisten oder Chor abgehalten. Die Zahl der hierbei neu einstudierten Werke übersteigt 120, darunter mehr als 10 klassische Symphonien, 7 große symphonische Werke, 32 fast nur klassische Ouvertüren und zahlreiche kleinere Werke, Arien und Lieder. Es braucht an dieser Stelle nicht über weitere Einzelheiten berichtet werden, da diese Aufführungen noch genügend bekannt sein dürften. Es erfüllt die Orchestermitglieder und die verantwortliche Leitung mit Befriedigung, in weiten Bevölkerungskreisen unserer Stadt ein besonderes Ansehen zu genießen. All unsre Musiker sind reine Idealisten, die für ihre Musik keine finanzielle Entschädigung erhalten. Ihr einziger Lohn ist die Anerkennung der Öffentlichkeit und das eigene Bewusstsein, im Dienste einer guten Sache zu stehen. Allen gebührt ein besonderer Dank. Die OG hat aber auch gezeigt, dass sie sehr befruchtend auf das Bewusstsein der Waldkraiburger, die öffentliche Meinung und das kulturelle Leben unserer Stadt beigetragen hat. Dies alles und eine nun fast 20jährige Tradition sollen für die OG trotz der bestehenden Nachwuchssorgen eine weitere Verpflichtung sein, das gemeinnützige Liebhabermusizieren zu fördern und zu pflegen. Die OG dankt an dieser Stelle den Besuchern ihrer Konzerte, aber auch allen Gönnern und passiven Mitgliedern, dem Kreistag für die finanzielle Unterstützung, dem Stadtrat, der für alle Belange der OG ein offenes Ohr hat und die OG stets mit allen Kräften unterstützte. Wir von der OG hoffen, dass wir im Jahre 1967 unser 20jähriges Gründungsfest in der unserer Tradition entsprechenden würdigen Weise begehen können. Eine Sache der Besinnung, die eigentlich alle Waldkraiburger angehen sollte!
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