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Orchestergemeinschaft Waldkraiburg e.V.
© Orchestergemeinschaft Waldkraiburg e. V. 2014
50 Jahre Orchestergemeinschaft Waldkraiburg e.V. (von Klaus Ertelt, 1997) Diese Musiker taten sich unter Leitung von Herbert Bendel zusammen, übten fleißig und bildeten bald schon zur Freude der Lagerinsassen und der Bewohner der näheren Umgebung eine hörenswerte „Lagerkapelle". Bereits im Dezember 1947 spielten sie erstmals bei einer Weihnachtsfeier im Flüchtlingslager bei Pürten. Dies war vor fast genau 50 Jahren die Keimzelle und die Geburtsstunde der heutigen Orchestergemeinschaft Waldkraiburg e.V. Ein Jahr später zu Weihnachten 1948 gab die Kapelle in Anwesenheit des damaligen bayerischen Staatssekretärs für das Flüchtlingswesen und späteren Botschafters beim Hl. Stuhl, Wolfgang Jaenicke, und des Landrats Sebastian Goßner ein viel beachtetes Konzert im Flüchtlingslager Pürten. Dem folgte im April 1949 ein Wohltätigkeitskonzert, über welches die „Mühldorfer Nachrichten" schrieben: „Diesmal war es ein Konzert, ein Programm klassischer Unterhaltungsmusik, das häufig vergessen ließ, dass die 19 Mann unter Stabführung von Bendel keine Berufsmusiker sind". Dr. Nentwig, als Vertreter von Staatssekretär Jaenicke Zuhörer bei der Veranstaltung, äußerte damals: „Das Konzert ging weit über das hinaus, was sonst an kulturellen Darbietungen in den Flüchtlingslagern geboten wird. Es bedeutet einen ehrenvollen Markstein für die hervorragende Musikkapelle. Es gibt in ganz Bayern und wahrscheinlich in den ganzen Westzonen nicht ein einziges Lager, das ein solches Orchester aufzuweisen hat". Und er fuhr mit den Worten fort: „Dass dieses Orchester zustande kam, war nur möglich, weil hier ein wirklich guter Geist, der Geist des Positiven, Aufbauenden, des frohen Vorwärtsschreitens herrscht. Hier sind Menschen, die für unser Land eine Bereicherung und wertvolle Förderung und Hilfe bedeuten". Noch im Juni desselben Jahres wurde, wiederum in Anwesenheit von Wolfgang Jaenicke das erste von der Regierung in Bayern erbaute Wohnhaus (heute Haidaer Straße 3) seiner Bestimmung übergeben. Und wieder spielte die Lagerkapelle unter der Leitung von Herbert Bendel. Jaenicke führte damals aus: „Da ringen die Menschen im Lager dem Kiesboden um ihre Holzbaracken herum Grün- und Blumenanlagen ab, verschönern die verwitterten Holzwände mit Blumenkästen, um in ihrer Dürftigkeit nicht ganz zu verzweifeln. Amerikanische Feldbetten, Tisch und Stuhl bilden oft das einzige Inventar ihrer winzigen Wohnräume, in denen Säcke, Kisten und Körbe an den Wänden ihre Habe bergen und ein Nagel in der Wand den Schrank ersetzen muss. Und diese Menschen veranstalten Konzerte. Ihre Lagerkapelle spielte Grieg, Verdi und Mozart mit verblüffender Vollendung". Das Konzert hörte auch eine Kommission der norwegischen Europahilfe, an ihrer Spitze Odd Nansen, der Sohn des berühmten Polarforschers, Fritjof Nansen. Auch der Bayerische Rundfunk nahm die Musik und die Festveranstaltung in ihr Sendeprogramm auf. Die Reihe der Konzerte ließe sich noch lange fortsetzen. Insgesamt spielte die Lagerkapelle bis zum April 1957, also in zehn Jahren 59 Mal bei Veranstaltungen im Lager Pürten, bei Festen der Gemeinde Waldkraiburg und in zahlreichen Orten der nahen Umgebung. Höhepunkte waren dabei der Festakt zur Gemeindegründung am 23. Mai 1950, die Gedenkstunde des Zentralverbandes vertriebener Deutscher im Dezember 1950 in Mühldorf am Inn mit Dr. Willi Guthmuths und Prof. Dr. Theodor Oberländer als Festredner, das Schlesiertreffen des Bezirksverbandes Oberbayern im Mai 1952 in der Mühldorfer Eberweinhalle und die zahlreichen Feierstunden zu den Tagen der Heimat. Am 3. März 1952 bekam die Kapelle eine neues Probelokal: Nebenzimmer des Gasthauses Umann (heute Graf-Toerring-Hof an der Berliner Straße). Dem Gasthaus blieb die Orchestergemeinschaft bis zum Bau des Hauses der Kultur 1989 treu. Im Mai 1950 bedankte sich der damalige 1. Bürgermeister Waldkraiburgs, Ing. Hubert Rösler, bei der Kapelle schriftlich: „Durch den rastlosen Einsatz und eine nimmermüde Bereitschaft haben Sie und Ihre wackere Spielerschar zu dem Gelingen des Gemeindegründungstages einen wertvollen Beitrag geleistet". Für ein Konzert im Juni 1950 wurde ein Klavier benötigt. Die „Materialverwaltung des Werkes Kraiburg der Montan-Industrie-Werke GmbH in der US- Zone" - so der genaue Name der sog. Montanverwaltung, bewerkstelligte es, dass ein „Piano, braun, Klavierhaus Lang", leihweise benützt werden konnte. Den Leihschein haben Wilhelm Hübel und Herbert Bendel unterschrieben. Den Transport übernahm die Waldkraiburger Spedition „Schulze & Hilber" zum „hohen Preis" von 2,00 DM. Vom 15. September 1950 liegt eine handschriftliche Abrechnung der Vereinskasse vor. Erstmals erhielten die Musiker ein kleines Honorar, das zwischen 8,00 und 10,00 DM je Spieler lag und insgesamt 150,00 DM betrug. Es handelte sich dabei um das Eröffnungskonzert für das erste Kino in Waldkraiburg, die „Scala". Bei der Feier des ersten Geburtstages der Gemeinde Waldkraiburg im Mai 1951 spielte das Orchester ebenfalls ein Festkonzert und erhielt dafür wiederum einen Dankbrief des 1. Bürgermeisters, Hubert Rösler, und des Kulturreferenten, Hans Reisegast sen. Unter anderem hieß es in dem Schreiben: „Das klingende Waldkraiburg hat sowohl bei den Festbesuchern, als auch in der Presse und im Rundfunk ein gutes Echo gefunden und Waldkraiburg darf auf sein pflegefreudiges Kulturorchester mit Recht stolz sein”. Bei einem Konzert zusammen mit der Liedertafel aus Kraiburg am Inn im Frühjahr 1954 wurde erstmals auch ein Foto von der Orchestergemeinschaft aufgenommen. Mit einem Schreiben, datiert vom 23. November 1954, luden Dirigent Herbert Bendel und der 1. Konzertmeister Dr. Wenzel Lohwasser die Musiker für Donnerstag, den 2. Dezember 1954 in das Gasthaus Umann ein. In diesem Brief hieß es u.a.: „Aus dem bislang in loser Form zusammengestellten Klangkörper wollen wir mit vereinten Kräften nach Tunlichkeit eine feste, auf Vereinsbasis ruhende Waldkraiburger Orchestergemeinschaft bilden". Die Vereinsgründung kam dann auch zustande und erst ab da führte das Orchester den bis heute bestehenden Namen. Es folgten weitere Konzerte in Waldkraiburg und in der näheren Umgebung. Im Jahre 1957 erkrankte Herbert Bendel, Gründer und Dirigent der Orchestergemeinschaft. Seine Stelle als Dirigent übernahm Konzertmeister Dr. Wenzel Lohwasser, ein ebenso tüchtiger Arzt wie Musiker. Er führte das Orchester zu weiteren glanzvollen Erfolgen. Auch sein Name ist bis heute untrennbar mit der Geschichte der Orchestergemeinschaft verbunden. Vom großen Herbstkonzert 1959 in der Aula der damaligen Mittelschule, heute Hauptschule an der Dieselstraße, existiert auch ein Foto mit Dr. Lohwasser am Dirigentenpult und dem damaligen Cellisten Klaus Ertelt. Im Oktober 1960 wurde schließlich im Wintergarten des Cafe-Restaurants „Knusperhäuschen" an der Reichenberger Straße die Orchestergemeinschaft auch ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Bei den Feierlichkeiten zur Stadterhebung Waldkraiburgs im Jahre 1960 wurde natürlich wieder großartig musiziert. Als “Taufpaten" für den jungen e.V. fungierten die Bürgermeister Hubert Rösler und Anton Köhler, Dr. Wenzel Lohwasser und sein Vorgänger Herbert Bendel, ferner Kapellmeister Ernst Riedel, die beiden aktiven Musiker Edmund Kasper und Hans Jarzina, die Vertreter der Industriegemeinschaft Raimund Beck und Hans Reisegast sowie als Vertreter der Waldkraiburger Schulen, Rektor Rudolf Weisser. Von da an hatte die Orchestergemeinschaft auch fördernde Mitglieder, deren Zahl aber bis heute recht bescheiden blieb. 1968 erkrankte Dr. Lohwasser und erneut übernahm Herbert Bendel die Leitung des Orchesters. Dr. Lohwasser blieb aber dem Verein bis zu seinem plötzlichen Tode im April 1972 als Vorstands- und Aktivmitglied treu. Bendel hielt seinerseits die von Dr. Lohwasser eingeführte musikalische Linie der mehr symphonischorchestralen Musik bei. Deshalb wurden immer auch zu den großen Konzerten namhafte Solisten aus nah und fern zur Mitwirkung eingeladen. Es seien nur einige genannt: Hans Jarzina (Klarinette), Grete Feix (Klavier). Gertrud und Gerii Effenberger (Sopran). Kathi Sibinger (Sopran). Elfriede Stumvoll (Mezzosopran), alle aus Waldkraiburg; Dr. Erich Mendel (Bass). Hans Steger (Klavier) und Helmuth Steger OVioline) aus Mühldorf am Inn; Hans Barbarino (Tenor) und Elly Reichenberger (Sopran) aus Altötting, und Josef Überacker (Klavier) aus Polling; Prof. Gerd Starke (Klarinette), Wilhelm Kneissl (Oboe), Prof. Erich Keller (Violine) und Inge Raba (Cello) aus München; Wilhelm Ernest (Heldentenor) von der Deutschen Oper in Düsseldorf sowie Jack Meredith (Horn) vom Mozarteum in Salzburg u.a.m. Für das Konzert im November 1979 standen besondere Werke auf dem Programm: Neben einer Ouvertüre und mehreren Opernarien, sollte auch die Phantasie für Klavier, Chor und Orchester (Op. 80) von Ludwig van Beethoven aufgeführt werden. Den Chor bildeten die vereinten Kirchenchöre Waldkraiburgs (Einstudierung Isidoro Gambarte) und Mühldorfs (Einstudierung Josef Überacker, der auch als Klaviersolist mitwirkte). Die Gesangssoloparien übernahmen Katharina Ertelt (Sopran), Elfriede Penkert (Sopran), Anni Distler (Alt), Hans Betz (Tenor), Sebastian Seidl (Tenor) und Prof. Dr. Hans Gärtner (Bass). Bei einer der Orchesterproben für dieses große Werk passierte ein Unglück. Etwa drei Wochen vor dem Konzerttermin brach Dirigent Herbert Bendel während einer Gesamtprobe mit Orchester und den beiden Chören im alten Pfarrsaal der Pfarrei Christkönig am Dirigentenpult zusammen. Der Rettungsdienst war schnell zur Stelle. Noch von der Krankentrage aus legte Bendel mit matter Stimme seinem Stellvertreter Klaus Ertelt das Orchester ans Herz. Bendel überlebte in bewusstlosem Zustand auf einer Intensivstation in München das Konzert vom 10. November 1979 nur wenige Tage. Er starb am 18. November. Klaus Ertelt übernahm sofort die Leitung der Orchestergemeinschaft und ist bis heute ihr Dirigent. Er leitet auch als sein 19. großes Symphoniekonzert das Jubiläumskonzert zum 50. Gründungsfestes am 29. November 1997 im Waldkraiburger Stadttheater. Seit der Gründung wurden neben vielen kleinen, bisher insgesamt 44 große Konzerte aufgeführt. Dafür wurden in ungezählten Probenstunden weit über 200 Werke der klassischen Musikliteratur einstudiert und dem Publikum zu Gehör gebracht, darunter rund 50 Ouvertüren. 50 Arien und Duette aus Opern und Operetten, 25 Opernchöre, 25 Solokonzerte für fast alle gängigen Musikinstrumente, 20 Symphonien und etwa 25 Ballettmusiken, Tänze und Märsche aufgeführt. Auch auf der Schallplatte zum Stadtjubiläum 1985 ist die Orchestergemeinschaft gebührend vertreten. Die Orchestergemeinschaft ist ein Liebhaberorchester, dessen Mitglieder keine finanzielle Entschädigung erhalten. Anerkennung und Beifall des Publikums und das Bewusstsein, einer guten Sache zu dienen, sind der einzige Lohn. Jeder, der ein Instrument einigermaßen gut spielen kann, ist auch heute noch herzlich willkommen. Nichtmusiker können als fördernde Mitglieder zum Gelingen beitragen. Zuletzt sei im 50. Gründungsjahr in Dankbarkeit derer gedacht, die bereits verstorben sind: Herbert Bendel (Dirigent und Gründer), Dr. Wenzel Lohwasser (Dirigent), Ernst Riedel (Stadtkapellmeister), Dr. Thea Mathes (Konzertmeisterin), Josef Riedel (Konzertmeister), Anton Lohwasser (Konzertmeister), Dr. Franz Lohwasser, Theo Keil, Otto Schuster, Albert Strobl, Albin Frind, Herbert Pilsak, Arthur Bauch, Hubert Steindl, Rudi Keilwerth, Franz Marecek. Josef Milan. Willi Finfera u.v.a.m.

Die Chronik

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